Mit Silbermedaille ins Goldene Buch

Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski vom RuF Lingen wird von ihrer Heimatstadt geehrt

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Schulleiter Manfred Heuer freut sich mit der ehemaligen Schülerin des Gymnasiums Georgianum Julia Krajewski über ihre Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen in Rio, die sie als Vielseitigkeitsreiterin gewann. Franke-Foto

Lingen (EL) – Nach dem Eintrag ins Goldene Buch im historischen Rathaus am Montag blickt die Vielseitigkeitsreiterin und Olympiagewinnerin der Silbermedaille, Julia Krajewski, vom Reit- und Fahrverein (RuF) Lingen auf ihren Werdegang zurück.

Das Reiten läge ihr und ihren Schwestern seit der Kindheit im Blut. Doch habe sie „einen Tick mehr Erfolg gehabt“, der sie noch hungriger machte, den Reitsport weiter zu pflegen. Von Anfang an sei ihr jedoch klar gewesen, mit dem Reiten nicht ihr Geld verdienen zu müssen. So biete der Reitsport mehrere Wege, um sein berufliches Leben aufzubauen.

Nach dem Abitur 2007 am Gymnasium Georgianum stand sie schon vor der Frage: reiten oder studieren? Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) in Warendorf hatte seinerzeit angefragt, ob sie mitmachen wolle, um in der Perspektivgruppe, einer speziellen Fördergruppe, in deren Rahmen man auch seine Ausbildung absolviert und die Meisterprüfungen ablegt, tätig zu sein.

Das Reiten sei mittlerweile zur Lebensentscheidung geworden. Sport auf Topniveau auszuüben, an internationalen Meisterschaften, an Olympischen Spielen teilzunehmen, „das geht nur mit einhundertprozentigem Einsatz, mit einhundertprozentiger Priorität.“ Berufsbegleitend wurde sie Diplom-Trainerin und arbeitet seit vier Jahren halbtags im Spitzenverband. Für Turniere und Sondertraining erhalte sie Sonderurlaub, „denn sonst ist es nicht möglich, auf dem Niveau zu reiten.“ Nur 200 Meter vom Arbeitsplatz sei der Stall entfernt, und „das macht es natürlich einfacher. Der Sport muss Priorität auch im Alltag haben, und die Pferde sind die Nummer eins.“

Fünf Pferde trainiert sie momentan. Es sind nicht ihre eigenen, denn die Rundumversorgung und medizinische Betreuung, Turnierkosten könne sie sich nicht leisten. Für die Besitzer einen guten Job zu machen, verpflichte umso mehr. In Warendorf ist die Olympiasiegerin bei der Deutschen reiterlichen Vereinigung halbtags noch als Nachwuchsführungskraft in der Abteilung Ausbildung und Wissenschaft tätig.

In den letzten Jahren habe sie auch als Co-Trainerin die Junioren U 18 und U 21 begleitet. „Ab dem 1. November bin ich hauptverantwortliche Bundestrainerin für den Juniorenbereich U 18“, freut sie sich über die Nachwuchsförderung. Sie selbst könne auch weiterhin ihren Sport ausüben, der ihr viel Freude bereite.

An die Adresse derjenigen, die wirklich reiten möchten, sagt sie: „Lernt so viel wie möglich, schaut euch überregional um, scheut keine Mühen, wenn ihr es wirklich wollt.“ Schmunzelnd, aber ernst gemeint fügt sie hinzu: „Reiten lernt man nur durch fegen.“ Jeder große Reiter sei schon vor der Schulzeit früh auf den Beinen gewesen, bereits von 5 bis 7 Uhr im Stall, habe geholfen, sei geritten, wollte lernen. „Das ist so ein bisschen verloren gegangen“, sagt sie und fährt nach dem Gespräch nach Warendorf zu ihren geliebten Pferden zurück.

EL-Kurier vom 07.09.2016