Verantwortung, Verpflichtung, Vorbild – Georgianer beziehen klar Position gegen Rassismus

Im Rahmen einer Feierstunde mit Gästen aus Politik und Gesellschaft endete am vergangenen Freitag (19. Februar 2016) für unsere Schule die aufwändige Bewerbung um den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Mit der Urkunde, die den Vertretern der Schule übergeben wurde, ist das Georgianum nunmehr die 230. Schule in Niedersachsen, die sich dauerhaft verpflichtet, sich mit schulischen Projekten gegen Rassismus und für Toleranz einzusetzen.
Schulleiter Manfred Heuer begrüßte in seiner kurzen Ansprache neben Vertretern der Schülerschaft, der Eltern und der Politik auch den Paten des Projektes Stefan Wessels, die Vorsitzende der Lingener Tafel e.V. Edeltraut Graeßner und den Geschäftsführer des SKM Hermann-Josef Schmeinck unter den Gästen.
Landrat Reinhard Winter hob als Vertreter des Schulträgers in seinem Grußwort hervor, dass der Landkreis stolz sei, dass mit dem Georgianum nun die 11. Schule im Emsland dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ angehöre. Denn diese Zugehörigkeit sei – so stellte er heraus – ein wichtiges Bekenntnis gegen Diskriminierung und für Toleranz. „Mit diesem Bekenntnis erfüllt das Georgianum auch eine Verantwortung und Pflicht, die aus der deutschen Geschichte erwachsen ist, nämlich sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und antidemokratischen Bestrebungen in aller Deutlichkeit auszusprechen.“ So trete das Georgianum künftig mehr als bisher für Weltoffenheit, Toleranz und Respekt ein,
was auch schon dadurch vorbildlich und beispielhaft bewiesen worden sei, dass Schüler, Eltern und Lehrer bei der Unterbringung der Flüchtlinge wie selbstverständlich ehrenamtliche Hilfe geleistet hätten.
Erster Bürgermeister Heinz Tellmann gratulierte dem Georgianum im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Lingen zur Auszeichnung und bezeichnete den Einsatz der Schüler als ermutigend und beispielhaft. „Emsländisch steht natürlich für Bodenständigkeit, Erdverbundenheit, aber auch für Weltoffenheit“. Und gerade in einer Stadt wie Lingen, in der Menschen aus über 100 Nationen ein Zuhause hätten, erlebten viele Menschen diese Vielfalt als Bereicherung. Aber, so unterstrich Tellmann in Anlehnung an Bundespräsident Joachim Gauck, „Vielfalt braucht auch Begegnung“. Und da seien Aktionen wie die Stadtführung für jungen Flüchtlinge, die das KiJuPa und die AG „Schule ohne Rassismus“ organisiert hätten, das A und O, um Vorurteile zu überwinden, und ein wichtiger Bestandteil der Willkommenskultur in Lingen.
Ihre Erfahrungen aus einer dieser Aktionen stellten die Schüler aus der Schülervertretung dem Publikum vor. Da seien in den ersten Tagen der Flüchtlingsunterbringung nicht nur 1000 Fragen, Gedanken und Ideen innerhalb der Schülerschaft gewesen, sondern auch die große Bereitschaft, nun Courage zu zeigen, auch wenn dazu „ziemlich viel Hartnäckigkeit“ erforderlich gewesen sei, doch etwas für die Kinder machen zu können. Aber das Ganze habe schließlich an den Spielnachmittagen für die Flüchtlingskinder nicht nur diesen sehr viel Freude bereitet, sondern auch ihnen selber die Motivation gegeben, sich weiter als Integrationslotsen und Mentoren für die syrischen und afghanischen Mitschüler am Georgianum zu engagieren.
Neben einer Zustimmung von mehr als 70% in der Schulgemeinschaft zur „Schule ohne Rassismus“ galt es für die Organisatoren rund um Herrn Hand, Frau Lühle und Frau Bach, einen Paten aus dem öffentlichen Leben zu finden, der bereit ist, die Schule zu unterstützen. Mit dem ehemaligen Fußballprofi Stefan Wessels konnte ein Pate aus der Region gewonnen werden, der 1998 am Gymnasium Johanneum das Abitur bestand und heute eine Fußballschule in Osnabrück leitet. In einem ausführlichen Interview stand Wessels den Anwesenden Rede und Antwort auf Fragen zu seiner Schulzeit, zu seinen Stationen im Profifußball wie München oder Liverpool und der Zeit danach. Dabei zeigte sich schnell, Wessels durch seine Persönlichkeit und durch seine Auslandserfahrungen dem Vorhaben der Schüler eine wertvolle Unterstützung bietet.
Auch Herr Eilert von der Landesschulbehörde und Vertreter für Herrn Dr. Kaufmann vom Kultusministerium bedankte sich beim Paten für dessen wertvolle Hilfe und verwies in seiner kurzen Ansprache nochmals auf die Bedeutung hin, zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu gehören. Denn die aktuelle innenpolitische Situation zeige, wie wichtig es sei, das Projekt immer wieder fortzuführen, wenn täglich die Menschenwürde, „der Kerngedanke unseres Gemeinwesens“, missachtet werde. „Das Gymnasium Georgianum hat mit der Übernahme des Leitmotivs: Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage klar Position bezogen“, betonte Eilert. Es habe diese Verpflichtung nicht für vollbrachte Taten, sondern auch für die Zukunft übernommen – und nun auch bereits als Vorbild.

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Strahlende Gesichter über das Erreichte und das Überreichte – (v.l.): Frau Bach, Herr Eilert (Landesschulbehörde), Schulleiter Herr Heuer, Aylin Thole, Annika Thiel, Leo Schröder, Pate Stefan Wessels, Elmedin Martinaj, Bürgermeister Tellmann, Landrat Winter, Frau Jacobs, Frau Dr. Thiel, Vorsitzende der Elternvertretung

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Pate und Pädagoge am Ball – Stefan Wessels leitet eine Ballschule in Osnabrück, um Kinder auf spielerischem Weg zur Bewegung und zum Sport zu motivieren.

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Mit nicht wenig Stolz betrachteten Schüler aus der SV mit ihrer Mentorin Frau Lühle (2. v.l.) die Urkunde, ihre Bestätigung für die engagierte Bewerbung und couragierte Arbeit.

Text und Fotos: Stefan Roters.