Gesellschaft in Indien wird von Männern dominiert

Religion in Indien

Charles Isaac Raj mit seiner Frau Indra berichteten von Indien und wie dort Religion gelebt wird. Foto: Selina Sprick

Erfahrungsberichte können eine gute Ergänzung zum Lehrbuch sein. So haben zwei Inder einigen Oberstufenschülern des Lingener Georgianums von ihrem Land und ihrer Religion erzählt.

Zu Gast waren der Inder Antony Kallarakkal, Pastor in der Lingener St.-Bonifatius- Kirchengemeinde, und Pfarrer Charles Isaac Raj mit seiner Frau Indra aus Indien. In der Mensa der Schule gaben sie zuerst eine geografische Einführung. Sowohl Kallarakkal als auch Raj stammen aus dem Süden Indiens. Da sie in unterschiedlichen Bundesstaaten aufgewachsen sind, sprechen sie verschiedene Sprachen und können sich somit nur auf Englisch verständigen.

Kallarakkal lebt bereits seit einigen Jahren in Deutschland. Raj lernt dagegen erst seit drei Monaten Deutsch. Für seinen Besuch im Georgianum brachte er deshalb Pastor Michael Fendler vom Missionswerk Hermannsburg als Übersetzer mit. Den Schülern verdeutlichte er gemeinsam mit seiner Frau Indra unter anderem die Rolle der Frauen in Indien. „Wir haben dort eine Gesellschaft, die von Männern dominiert wird“, sagte er. Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Mädchen eine Ausbildung bekommt. „Schon bei den Babys wird als Erstes der Junge gefüttert, dann das Mädchen. Der Platz der Frau ist die Küche.“ Mittlerweile lege die Regierung etwas mehr Wert auf die Erziehung von Mädchen. Dennoch gilt: „Erst die Aufgaben zu Hause, dann die Schule.“ Seiner Frau ist es anders ergangen. In Indien arbeitet sie als Lehrerin in der Mittelstufe und kümmert sich danach gemeinsam mit ihm um den Haushalt. „Ein solches Ehepaar, das sich die Arbeit teilt, ist aber die Ausnahme“, so Raj. So wird in Kallarakkals Familie in Indien diese Arbeit weiterhin ausschließlich von Frauen erledigt.

 

„Wird das Kastensystem in Indien noch gelebt?“, war eine andere Frage, die im Laufe des Vormittags gestellt wurde. „Ja, das gehört dazu“, waren sich Kallarakkal und Raj einig. Selbst im Christentum in Indien mache sich das bemerkbar: So könne es durchaus sein, dass es statt eines Kirchenchors zwei Chöre gebe – einen für die oberen Kasten und einen für die niedrigste. Für die niedrigste Kaste, die „Unberührbaren“, gebe es zudem immer noch festgelegte Wohngebiete.

Anderen Religionen gegenüber zeigte sich Raj aufgeschlossen: „Ich habe viele hinduistische und muslimische Freunde, obwohl ich Pfarrer bin. Ich feiere auch Feste anderer Religionen mit. An Weihnachten laden wir die Hinduisten und Muslime dann zu uns ein.“

Lingener Tagespost vom 28.01.2015

Gesichter 1

„Glauben in christlichen Gemeinden in Indien“ unter diesem Thema stand eine Veranstaltung für Lerngruppen der Jahrgänge 10 und 11 des evangelischen und katholischen Religionsunterrichtes. Unser Bild zeigt (von links) die betreuende Lehrkraft StR´ Maria Egbers, den kath. Pastor Dr. A. Kallarakkal (z.Z. Bonifatiusgemeinde Lingen), Pastor Grimmsmann (ev.-luth. Kreuzkirche Lingen), den Referenten Pastor Ch.I. Raj und seine Frau (luth. Pastor in Indien), Pastor M. Fendler (Ev.luth.Missionswerk Hermannsburg) und OStR Michael Vogt (Leitung der Veranstaltung für das Georgianum).

Gesichter 2

Zahlreiche Lerngruppen des evangelsichenund katholischen Relgionsunterrichtes besuchten die Ausstellung Gesichter des Christentums. Das Georgianum hatte die Mitträgerschaft an diesem Projekt in der evangelisch-lutherischen Kreuzkirche übernommen.