„Was haben wir denn getan?“ – polnische Zeitzeuginnen berichten von ihrem Leben unter der deutschen Besatzung

Zwei Zeitzeuginnen aus Polen besuchten am vergangenen Mittwoch (8. Juli 2015) das Georgianum, um über ihre Erlebnisse während des Warschauer Aufstandes und über ihre Erfahrungen in deutschen Konzentrationslagern zu berichten.

Alicja Kubecka war 16 Jahre alt, als sie sich im August 1944 entschloss, sich der polnischen Heimatarmee anzuschließen, um in Warschau für die Freiheit ihrer Heimat gegen die deutschen Besatzer zu kämpfen. Ihren Eltern erzählte sie nichts davon, da sie nicht wollte, dass ihre Mutter beim Abschied weint. Nach der Niederschlagung des Aufstands und ihrer Gefangennahme schildert sie im Gespräch mit Schülern der Klasse 10d sehr eindrucksvoll den Weg in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, der unter furchtbaren Verhältnissen verlief. Besonders belastend war für sie die Ungewissheit, was mit ihr passieren würde. Für alle Anwesenden veranschaulichte sie durch ihre eindrucksvolle Schilderung den schweren Lageralltag und ihre schrecklichen Erlebnisse. Erlebnisse, die so schrecklich waren, dass diese für sie auch heute sehr belastende sind. Am 2. Mai 1945 wurde Frau Kubecka von britisch-amerikanischen Alliiertenverbänden befreit, nachdem das KZ Ravensbrück Ende April geräumt wurde und ein Großteil der Häftlinge auf einen Todesmarsch geschickt wurde. Den Tag der Befreiung beschreibt sie sehr ergreifend als den glücklichsten Tag in ihrem Leben.

Barbara Piotrowka war erst knapp neun Jahre alt, als am 29. September 1944 der Stadtteil Warschaus von den Deutschen eingenommen wurde, in dem sie mit ihren Eltern lebte. Über das KZ Neuengamme bei Hamburg, wo ihr Vater am 8. Dezember 1944 ermordet wurde, kam sie mit ihrer Mutter ebenfalls in das Konzentrationslager Ravensbrück. Sie stellt sehr bewegend die Angst eines Kindes dar, auch noch die Mutter zu verlieren, wenn diese morgens das Lager zum Arbeitseinsatz verließ. Aus der Perspektive des Kindes stellt sie sich damals immer wieder die Frage: „Was haben wir bloß getan?“ Sie überlebt den Todesmarsch und kehrt mit ihrer Mutter in das fast völlig zerstörte Warschau zurück.

Die Schüler folgten den ergreifenden Schilderungen der beiden Polinnen aufmerksam und nutzten anschließend noch die Chance, den beiden Damen noch weitere Fragen zu stellen. Ein herzlicher Dank ging am Ende der Veranstaltung auch an das Ludwig-Windthorst-Haus und an das Maximilian-Kolbe-Werk, die beide das Zeitzeuginnengespräch erst ermöglichten.

 

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Herr Pfleging begrüßte die Gäste zu Beginn des Gesprächs herzlich. (v.l.): Elisabeth Tonderra (LWH), die Zeitzeuginnen Alicja Kubecka und Barbara Piotrowka, Frau Drechsel-Gillner vom Maximilian-Kolbe-Werk, die als Dolmetscherin fungierte.

 

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Nahm die KZ-Überlebende herzlich in ihre Mitte zu einem gemeinsamen Foto auf – die Klasse 10d.

 

Text und Fotos: Alexander Pflegin