Digitale Erinnerungskultur – Workshop in der Gedenkstätte Esterwegen

Erinnerungskultur ist ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags. Insbesondere in Zeiten, in denen der Rechtsdruck immer stärker wird, sollten wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Damit dies geschehen kann, spielt die historisch-politische Bildung – nicht nur an Schulen – eine zentrale Rolle. Um die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit zugänglicher und insbesondere für die jüngere Bevölkerung interessanter zu gestalten, hat die Universität Osnabrück ein Projekt zur Digitalisierung von Gedenkstätten im Emsland ins Leben gerufen. Im Juni hatten 25 Schüler:innen des 11. und 12. Jahrgangs unserer Schule die Möglichkeit, Teil dieses Projekts zu werden. Wir besuchten für einen Tag die Gedenkstätte Esterwegen, die an eines der insgesamt 15 Emslandlager erinnert. 

Das Stahltor markiert den Übergang vom Bereich der Wachmannschaft hin zum eigentlichen KZ bzw. Strafgefangenenlager

Im Rahmen des Projekts gewannen wir einen Einblick in die Arbeitsweise der Student:innen, die am Projekt „Geschichts- und Erinnerungskultur in Zeiten der Digitalität. Die Emslandlager als Konfliktlandschaft in Transformation digital erinnern.“ beteiligt sind. Nach der einstündigen Anfahrt fand die Begrüßung durch Frau Selle von der Uni Osnabrück statt, die uns bereits drei Wochen zuvor in der Schule an das Projekt herangeführt hatte. Anschließend erhielten wir eine Einführung in den Umgang mit verschiedenen technischen Geräten, bevor wir das Gelände im Rahmen einer kurzen Führung erkundeten.

Mit Tablets und speziellen Programmen fotografierten die Schüler:innen in Gruppen das Gelände – hier unterstützt von Frau Horstmann (Gedenkstätte Esterwegen)

Mit Digitalkameras stellten wir in sechs Gruppen historische Fotos nach – diese Methode nennt sich Refotografie. So lässt sich die Veränderung einzelner Orte auf dem Gelände dokumentieren. Auch die Verbindung des Ortes zur NS-Vergangenheit wird durch den direkten Bildvergleich von heute zu damals greifbarer. Zusätzlich erstellten wir mit einer speziellen Software 3D-Scans von diversen bedeutenden Orten innerhalb der Gedenkstätte.

Über VR-Brillen durften wir im Anschluss selbst einige Scans betrachten, darunter auch Scans von anderen Gedenkstätten. Ein Ziel des Projekts ist es, für möglichst viele Gedenkstätten im Emsland digitale 360°-Führungen zu erstellen, wovon wir bereits einige testen durften. 

Abschließend formulierten wir zu verschiedenen zuvor eingeteilten Themen kurze Infotexte, die dann in die digitalen Führungen eingebaut werden konnten. Unter den Themen befand sich u.a. die Gedenkstätte Esterwegen, außerdem das Aschendorfer Moor sowie das sog. „Herold-Massaker“.

Den Schlusspunkt des Workshops bildete eine ,Podiumsdiskussion‘, bei der Erfahrungen mit den digitalen Rundgängen ausgetauscht wurde.

In einer kurzen Feedbackrunde reflektierten wir über die Umsetzung des Projekts und entwickelten weitere Ideen für eine bessere räumliche Orientierung innerhalb der 360°-Führung (beispielsweise durch Richtungspfeile), für eine lebhaftere Gestaltung durch Primärquellen, z.B. durch Zitate von Zeitzeugen, sowie einen barrierefreieren Zugang durch auditive Texte und Bildbeschreibungen.

Wir bedanken uns herzlich bei der Universität Osnabrück und der Gedenkstätte Esterwegen für die Möglichkeit, an diesem Projekt teilzuhaben – und so einen Beitrag zur Erinnerungskultur zu leisten.

Text: Melina Bimm; Fotos: Melina Bimm, Stefan Roters.