Der 4. Seminarfachabend war ein voller Erfolg. Über 250 Gäste zollten den zehn Vortragenden Respekt und schenkten sich gegenseitig das Wertvollste im Leben: Zeit.
Im Rahmen der einführenden Moderation machten die Lehrkräfte Alexander Neubauer und Martin Glosemeyer darauf aufmerksam, dass gerade das Seminarfach an Niedersächsischen Schulen sowohl für Lehrkräfte als auch für die Schülerinnen und Schüler Freiräume biete, die dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler hochintensiv und motiviert an selbst gewählten Themen arbeiten. Die vermittelten Erkenntnisse seien ein wichtiger Schritt hin zum wissenschaftlichen Arbeiten. Das Kultusministerium hat, trotz Beschwerden, die Abschaffung des Seminarfachs beschlossen. Doch das spielte an diesem Abend eine Nebenrolle. Denn die zehn Vortragenden sorgten mit ihrem Touch in den Vorträgen an manchen Stellen sogar für Gänsehaut, weil ihre Worte bewegten und zum Nachdenken anregten.
Die Facharbeit von Katharina Schukowski untersuchte den Einfluss sozialer Medien auf das Sozialverhalten von Kindern und Jugendlichen. Sie beleuchtet sowohl positive als auch negative Auswirkungen. Im Mittelpunkt ihres Vortrags standen Medienkompetenz, Selbstreflexion sowie der Umgang mit digitalen Inhalten. Es wurde hervorgehoben, wie stark soziale Medien das Denken und Handeln junger Menschen prägen und wie wichtig es ist, einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien zu fördern.
Femke Hollender stellte in ihrem Vortrag die Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Auswirkungen einer Internetsucht im Jugendalter dar, da diese unter Jugendlichen häufig vorkommt. Dabei wies sie darauf hin, dass zur Entwicklung einer Sucht mehrere Faktoren zusammenkommen müssen und genetische Veranlagungen alleine nicht ausreichen. Doch erst einmal in der Suchtfalle angelangt, gewährte Femke Einblicke, welche Möglichkeiten es aus der Falle gibt. „Man kann sich von einer Sucht als Jugendlicher mit der richtigen Therapie wieder erholen und muss nicht zwingend lebenslange Folgeschäden davontragen, wobei es eine persönliche Entscheidung ist, ob man sich jemals als komplett geheilt bezeichnet“, so Femke.
Die gesellschaftliche Behandlung von Homosexualität ist bis heute weltweit eine stark umstrittene Angelegenheit. Mark Isbrecht zeigte in seinem Vortrag „Homosexualität in der Sowjetunion“ auf, wie eingegrenzt die Lebensweise betroffener Personen war. Er stellte auch die Schwierigkeiten mit dem Umgang der eigenen Tendenzen, die Selbstzweifel an der eigenen Persönlichkeit sowie den Wandel der Situation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion dar. Die Grundlage seiner Analyse war dabei der Jugendroman „Leto v pionerskom galstuke“, welcher es ihm ermöglichte, zu untersuchen, wie diese Thematik in russischer Literatur zur Geltung kommen kann.
Mit der deutschen Landwirtschaft beschäftigte sich Mats Rolink in seiner Facharbeit und kam dort zu interessanten Erkenntnissen. Die deutsche Landwirtschaft befindet sich in einem Strukturwandel, der landwirtschaftliche Betriebe zunehmend dazu zwingt, ihre Produktionsweisen effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Digitalisierung innerhalb der Landwirtschaft bringt aus Sicht von Wissenschaft und Praxis vielversprechende Ansätze mit sich, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können. Precision Farming erlaubt es Landwirtinnen und Landwirten, standortspezifisch auf die unterschiedlichen Potenziale von Boden und Pflanze zu reagieren. Dadurch lassen sich nicht nur die Erträge steigern, sondern auch der Einsatz von Betriebsmitteln wie Dünger und Saatgut reduzieren.
Dorothea Kopp stellte den Klimawandel als humanitäre Krise am Beispiel Mosambik vor. Dabei war ihr wichtig, die akute Betroffenheit der Region zu betonen und dabei an die Zuhörer zu appellieren, dass die Leistungen von Hilfsorganisationen wie ,,Ärzte ohne Grenzen“ in Zukunft nicht mehr tragbar sein werden sowie die Reduktion der Emissionen von dringender Notwendigkeit ist.
Die Präsentation von Paulina Degenhardt beschäftigte sich mit der QAnon-Bewegung in den USA, ihrer ideologischen Nähe zum Faschismus und der Rolle von Donald Trump. Es wird gezeigt, dass QAnon viele faschistische Merkmale nach Eco und Griffin wie Führerkult, Irrationalismus und Palingenese aufweist. Donald Trump dient der Bewegung als symbolische Leitfigur, indem er sich nicht klar distanziert und sie teilweise strategisch nutzt. Abschließend zeigte Paulina deutlich auf, dass QAnon eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie weltweit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt darstellt.
Die Präsentation von Patricia Thyen behandelte den Wandel des Rape-Revenge-Genres im Film und zeigte, wie sich dieses ursprünglich stark von Exploitation und dem „Male Gaze“ geprägte Genre hin zur Emanzipation und einem „Female Gaze“ entwickelt hat. Dieses wurde an dem sehr repräsentativen Beispiel des Films ,,Revenge“ gezeigt. Das Rape-Revenge-Genre thematisiert die Rache von Frauen, die auf eine im Film thematisierte Vergewaltigung folgt. Dabei wurde deutlich, wie sich die filmische Darstellung weiblicher Figuren von passiven Opfern zu aktiven Rächerinnen verändert.
Laura Reixha und Eva Völk machten in ihrem Vortrag darauf aufmerksam, dass digitale Schönheits- und Frauenbilder – von Instagram-Filtern bis zu Idealen wie Tradwife oder dem sexpositiven Feminismus auf OnlyFans – Identität, Selbstwert und Rollenbilder junger Frauen beeinflussen. Sie verstärken gesellschaftlichen Druck und können psychisch belasten. Wichtig ist, so kamen beide zum Schluss: Nicht die Anpassung an digitale Ideale, sondern Freiheit zur Selbstbestimmung muss das Ziel für junge Frauen sein.
Die Präsentation von Johanna Scholz beschäftigte sich mit der ästhetisierten Darstellung von Gewalt in Quentin Tarantinos Filmen. Am Beispiel von drei Filmszenen wurde gezeigt, wie Gewalt bewusst übertrieben und stilisiert dargestellt wurde, um mehr zu sein als bloße Brutalität. Tarantino verbindet Unterhaltung mit visueller Kunst und spielt dabei gezielt mit den Erwartungen sowie Emotionen des Publikums, wobei er sich zwischen „L’art pour l’art“, kritischer Reflexion und Katharsis bewegt. Seine Gewalt provoziert, fasziniert und wirft Fragen nach Moral, Wirkung und der Zuschauerrolle auf.
Merle Altmeppen legte in ihrem Vortrag dar, dass Sophie Scholl ein zeitloses Beispiel für die Bedeutung von Zivilcourage und des bedingungslosen Kampfes für Gerechtigkeit ist. Merle machte darauf aufmerksam, dass diese Aspekte, auch aufgrund des wachsenden Extremismus in Deutschland, wichtiger denn je sind. Sophies Leben und Wirken erinnern uns an unsere Verantwortung, die Opfer der NS-Diktatur niemals zu vergessen.
Ein großes Dankeschön geht an die Helping-Hearts, die mit ihrem Verkauf für Kinder in Not unterstützen. Zahlreiche Snacks konnten vom Publikum in der Pause genossen werden. Der 12. Jahrgang organisierte die Getränke. Auch ihnen gilt unser Dank. Auch die Gemixed-AG um Fabian und Jona trugen zu dem gewinnbringenden Abend bei.







































Autoren: Eva Völk und Laura Rexha, Paulina Degenhardt, Mats Rolink, Johanna Scholz, Patricia Thyen, Mark Isbrecht, Dorothea Kopp, Merle Altmeppen, Katharina Schukowski, Femke Hollender, Martin Glosemeyer
Bilder: Stefan Roters, Paulina Degenhardt