„aufhören, Verantwortliche für diesen Völkermord zu ehren“ – Podcasts zum deutschen Kolonialismus

Mit vier thematisch eng zusammenhängenden Podcasts präsentieren Schüler:innen aus dem 13. Jahrgang die Ergebnisse ihrer Recherche zur Geschichte der Kolonie „Deutsch Südwestafrika“ und zum damaligen gängigen Menschenbild von den People of Colour im Deutschen Reich. 

Historische Karte von Deutsch Südwestafrika

So zeichnen die Schüler:innen aus dem Leistungskurs Ge 4 die Entwicklung des heutigen Namibias vom sog. deutschen Schutzgebiet über den Genozid an den Hereros und Nama bis in die heutige Zeit nach. Das Interview mit Amelie Dürrschmidt, einer Austauschschülerin aus Namibia, im letzten Teil des Podcasts nimmt dabei besonders die Situation im heutigen Namibia in den Blick.

In den Podcasts eingebunden, stellt Michel Kösters die Ergebnisse seiner Facharbeit – verfasst im Rahmen des Seminarfachs „Rassismus gestern und heute“ von Frau Reinefeld – zum Thema „Menschenzoos“ vor. Diese damals beliebte öffentliche Zurschaustellung von Angehörigen fremd empfundener Völker oder Stämme verdeutlicht auf erschreckende Art und Weise das dahinter liegende Menschenbild, das nicht zuletzt auch die Gewalttaten an den Völkern in den deutschen Kolonien rechtfertigte.

Der erste Podcast behandelt die Grundzüge der deutschen Kolonialpolitik unter Bismarck sowie die Stationen der Gründung hin zur Kolonie „Deutsch Südwestafrika“. 

Podcast 1 von: Jolain Hodde, Lilli Esser, Alia Tiebel, Jarne van Westen und Kevin Horst

das Denkmal zur Erinnerung an den Genozid an den Hereros und Nama vor der Alten Feste Windhoek (Namibia)

Podcast 2 stellt neben dem Menschenbild der damaligen Zeit den Völkermord an den Herreos und Nama durch die deutsche Kolonialmacht in den Mittelpunkt und fragt auf diesem Hintergrund nach dem Verhältnis Namibias zur heutigen Bundesrepublik. 

Podcast 2 von: Carolin Smit, Hendrik Vogt, Sophie Schwarz, Lenart Brahimi und Katharina Mamuza

Der dritte Beitrag spannt den Bogen von den Aufständen der Hereros und Nama über den Ersten Weltkrieg bis zur Unabhängigkeit und stellt heraus, wie wichtig es ist, den Kolonialismus und seine Folgen immer wieder in gesellschaftliche Gedächtnis zu rufen. 

Podcast 3 von: Julian Köllen, Valentin Weinstock, Anna-Lena Hartig, Emilia Appeldorn und Tom Landeck

Der letzte Podcast thematisiert nach einer kurzen und pointierten Wiederholung der geschichtlichen Zusammenhänge zunächst die Frage, wie es um das Wissen über Namibia in der Schulgemeinschaft steht. Es schließt sich sodann das Interview mit Amelie an. 

Berichtete Interessantes aus ihrer Heimat Namibia – die Austauschschülerin Amelie Dürrschmidt (3. v. l.)

Podcast 4 von: Sophie Karich, Lennart Emmerich, Ben Humbert, Matilda Imwalle, Emma Ludden

Den Schüer:innen, und das wird dem Hörer anhand der selbstgeschriebenen Podcasts schnell deutlich, ist klar geworden, dass (diese) Geschichte nicht nur einfach vergangen ist, sondern dass Sichtweisen, dass (rassistische) Haltungen über die Jahrzehnte weiter wirk(t)en und den Blick auf Geschichte bis heute beeinflussen. 

Und das Fazit? Die Schüler:innen wollen keinen historischen Schlusspunkt setzen, sondern fordern nicht nur eine tiefer gehende Beschäftigung mit dem Kolonialismus in der Schule selbst, sondern verlangen, Geschichte mit heutigen Maßstäben kritisch zu hinterfragen, so solle man beispielsweise „aufhören, Verantwortliche für diesen Völkermord zu ehren“.

Text und Foto: Stefan Roters. 

Quelle Karte: CC BY-SA 3.0 https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=135239

Quelle Foto (Denkmal): Pemba.mpimaji, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0