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Lingen unterm Hakenkreuz 1933 – 45 – Ein bebilderter Vortrag für die Jahrgangsstufe 10

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Im Rahmen des Geschichtsunterrichts der Klassen 10 hat Herr Dr. Andreas Eiynck – Leiter des Emslandmuseums in Lingen – am Freitag, dem 7. Februar 2020, eine bebilderte und sehr anschauliche Präsentation zum Thema Lingen im Nationalsozialismus – 13 Jahre unter dem Hakenkreuz am Gymnasium Georgianum gezeigt. Zuhörer waren etwa 150 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10, die sich bereits im 1. Halbjahr intensiv mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigt hatten, im Oktober 2019 die Gedenkstätte Esterwegen besuchten und nun die Chance bekamen, das im Unterricht Gelernte auf die Regionalgeschichte Lingens zu beziehen. Hierzu begrüßte der Schulleiter Herr Heuer Herrn Eiynck sehr herzlich als Fachmann für regionale Geschichte und hob mit einem Verweis auf die aktuellen Entwicklungen in Thüringen die Bedeutung des Themas hervor. Herr Heuer wies im Hinblick auf die Uneinigkeit der politischen Parteien auf mögliche Parallelen zur Endphase der Weimarer Republik hin, die so den Boden für Hitler vorbereiteten.

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Herr Dr. Eiynck spann in seinem Vortrag einen zeitlichen Bogen vom Ende der 1920er Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945. Hierbei stellte er anhand ausgewählter Fotos mit Motiven vornehmlich aus Lingen sehr gut nachvollziehbar den Zusammenhang zwischen den allgemeinen Geschehnissen sowie den Entwicklungen und Ereignissen vor Ort her. Er schilderte beispielsweise den Aufstieg der NSDAP in Lingen und die zunehmende Begeisterung der Bevölkerung auch im katholisch geprägten Emsland. Auf der anderen Seite zeigte er aber auch die Boykottmaßnahmen im April 1933 gegenüber jüdischen Geschäften am Beispiel der Familie Hanauer in der Schlachterstraße. Einen direkten Bezug zum Gymnasium Georgianum stellte der Referent mit der Schilderung der sogenannten Blockhüttenaffäre her, in deren Folge Schüler des Gymnasiums angeklagt und hart bestraft und Lehrkräfte, die sich für die Jugendlichen eingesetzt hatten, versetzt oder in einem Fall sogar aus dem Schuldienst entlassen wurden. Besonders eindrücklich für die etwa 16-jährigen Schülerinnen und Schüler war, dass insbesondere Hitlerjungen im gleichen Alter am Ende des Krieges die Flakgeschütze bedienen mussten, als auch Luftangriffe auf Lingen geflogen wurden. Vormittags gingen die Schüler zum Georgianum, nachmittags saßen sie an den Waffen und Kanonen, blickten den angreifenden Piloten in die Augen und mussten entscheiden, er oder ich. Auch in den letzten Tagen des Krieges, als Lingen von englischen Truppen eingenommen wurde, wurden ganz junge Soldaten und Hitlerjungen in den sinnlosen Straßenkämpfen eingesetzt. Nach der sehr informativen Präsentation gab es noch etwas Zeit für Fragen, die Herr Dr. Eiynck gerne beantwortete. Insgesamt war die Veranstaltung sehr gelungen, was man auch an dem lauten Applaus zum Abschluss erkennen konnte.

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Text: Alexander Pfleging
Fotos: Stefan Roters