Eindrucksvoller erster Seminarfachabend

„Wer heute Abend nicht da war, der ist selbst dran schuld“, befand Lehrer Alexander Neubauer. Der erste Seminarfachabend, an dem die besten Schülerinnen und Schüler ihre Erkenntnisse aus den Facharbeiten vorstellten, war ein voller Erfolg. Insgesamt bekamen die 150 Zuhörerinnen und Zuhörer eindrucksvoll vorgeführt, wie spannend und abwechslungsreich Wissenschaft sein kann. In insgesamt sechs Vorträgen überzeugten Theresa Degenhardt, Alexandra Alberti, Maja Schumacher, Tim Litfin, Stina Köppen und Lilly Hoff. Ihre Vorträge nahmen die Zuschauer in ihren Bann und machten den Abend zu einem Erlebnis.

Herr Heuer eröffnet den Abend…
und auch Herr Schmid begrüßt…
…vor gut gefüllten Rängen.

Theresa Degenhardt zeigte dem Publikum auf, wie jeder Einzelne seine Gewohnheiten verändern kann. Denn über 43% der täglichen Aktivitäten bestehen laut dem Sozialpsychologen Verplanken aus Gewohnheiten. „Somit prägen Gewohnheiten das Leben viel stärker, als es dem Menschen und seinem überschätzten rationalen Ich bewusst ist“, sagte Theresa. Sie berichtete aus Erkenntnissen der Hirnforschung und der Verhaltenspsychologie und bezog sich vor allem auf Klaus Roth, Manfred Spitzer sowie Dr. B. J. Fogg und sein Behavior-Design, das an über 40000 Menschen erprobt wurde. Wichtig für die Veränderung von Gewohnheiten sind beispielsweise das Festlegen einer goldenen Verhaltensweise, ein passender Auslöser, die Umgestaltung des Umfelds, einfache, kleinschrittige Veränderungen, Belohnungen sowie Wiederholungen.

Theresa Degenhardt präsentiert zum Thema Strategien zur Veränderung von Gewohnheiten

Alexandra Alberti nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise durch das Thema der Kimono. Eindrucksvoll schilderte sie ihre Erkenntnisse aus der Geschichte und der Neuzeit zur Thematik dem Publikum auf Englisch. Der Kimono ist eines der wichtigsten Kulturerbe Japans. Es wird von einer langen Geschichte gekennzeichnet, wurde mit dem Einfluss des Westens jedoch von seiner Rolle als Alltagskleidungsstück in Japan abgelöst.

Zudem hat der Kimono auch einen großen Einfluss im Westen, was man an einer Menge Beispiele in Kunst und Mode feststellen kann. In ihrem Vortrag stellte sie fest, dass es des Öfteren zu dem Phänomen der kulturellen Aneignung kommt: Teile des Kimonos werden nicht mehr als Tradition Japans angesehen und stattdessen mit z. B. Konzernen oder Marken in Verbindung gebracht. Daraus kann eine große ökonomische Benachteiligung für das Land resultieren. Alexandra machte darauf aufmerksam, dass es wichtig ist, sich vorher über traditionelle Elemente zu informieren und mit ihnen einen respektvollen Umgang zu pflegen.

Alexandra Alberti präsentiert zum Thema Kimonos
Eindrucksvoll erläutert sie viele Aspekte anhand von Bildern zu den Kleidungsstücken und…
zieht sich selber einen Kimono über.

Emotional war auch der Vortrag von Maja Schumacher. Das Thema sexueller Kindesmissbrauch wurde von Maja auch anhand einem traurigen Einzelschicksal dargelegt und sehr überzeugend vorgetragen. „Das macht jeder Opa mit seiner Enkelin. Das ist völlig normal“, lauteten die Worte aus einem Zitat eines Opas bei einem sexuellen Übergriff. Maja stellte anhand von Zahlen dar, dass in Deutschland vermutlich etwa 140000 solcher Fälle jährlich auftreten und das Thema in der Öffentlichkeit eine größere Bandbreite erlangen sollte. Denn vor allem die langfristigen Folgen sind verheerend: Angstzustände, zwanghaftes Verhalten, Persönlichkeitsstörungen, eine geschädigte Beziehungsfähigkeit oder Depressionen könnten u. a. die Folge sein, wie aus Interviewausschnitten mit einer Betroffenen hervorging. Als Behandlungsmöglichkeiten schilderte Maja mögliche Therapiemöglichkeiten, den so wichtigen Beistand und einen möglichen Medikamenteneinsatz. Abschließend schloss Maja mit einem klaren Fazit: „Sexueller Kindesmissbrauch ist nicht völlig normal.“ Sie warb dafür genauer hinzusehen, Kindern auch ein Nein beizubringen und mehr über die Thematik aufzuklären.

Maja Schumacher präsentiert.
Sie trug selbstbewusst und überzeugend auf und machte aufmerksam auf ein sehr ernst zu nehmendes Thema.
In der Pause war Zeit z. B. die Kunstausstellung „künstlerische Freiheit“ des LKs des 13. Jahrgangs zu begutachten.
Gestärkt werden konnte sich durch die von den Helping-Hearts angebotenen Snacks und den Getränken, die von Elias Nguyen und Jens Brüggemann besorgt wurden.
Nach der Pause startete Tim Litfin.

Tim Litfin zeigte den Zuschauern auf, dass das Emsland eine Vorzeigeregion in Bezug auf grünen Wasserstoff ist. Er zeigte vor allem die Vorteile im Rahmen der Energienutzung auf und warb für die Entwicklung dieser Energiegewinnungsmethode. Wasserstoff als das am häufigsten vorkommende Element sei vielfältig in allen möglichen Bereichen einsetzbar, eine saubere Energiequelle mit hoher Leistungsfähigkeit und kurzen Ladezeiten für eine lange Reichweite. Auch die Nachteile verschwieg er nicht, die sich vor allem auf hohe Investitionen, Sicherheitsbedenken wegen der leichten Entflammbarkeit sowie die Verlässlichkeit bezogen. „Grüner Wasserstoff kann ein Schlüsselelement für eine nachhaltige Klimawende werden“, so Tim.

Anhand von vielen Bildern und Grafiken zeigte Tim den Vorteil der Energiegewinnung durch Wasserstoff auf.

„Sekten und Verschwörungstheorien – Eine gefährliche Allianz“ lautete das Thema von Stina Köppen. Nach einer Begriffsklärung von Sekten und Verschwörungstheorien verglich Stina beide Gemeinschaften miteinander. Dabei zeigte ein VENN-Diagramm deutlich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf.

In einem Fazit schloss Stina, dass Sekten ungleich Verschwörungstheorien seien, da insgesamt große strukturelle Unterschiede bestehen, die Verbindlichkeit/Beanspruchung der Mitglieder nicht vergleichbar sowie unterschiedliche Ziele und Absichten verfolgt würden. Allerdings machte sie auf die Gefährlichkeit beider aufmerksam. Beide spalten die Gesellschaft und stellen die Demokratie, die Staatlichkeit und das Grundgesetz in Frage.

Stina präsentiert, hier stellt sie Qanon vor.

Den Abschluss eines erlebnisreichen Abends machte Lilly Hoff. Lilly referierte zunächst über ihre methodische Vorgehensweise und legte dann ihre wesentlichen Erkenntnisse zur Thematik Konflikte durch Migration als Folge vom Klimawandel dar. Ihr selbst erstelltes Schaubild zeigt das Wechselspiel von Migration, Konflikten und Ressourcenverknappungen, die aus dem Klimawandel resultieren können.

Der Klimawandel führt so z. B. durch die Erderwärmung und die Zunahme von Naturkatastrophen insgesamt zu weniger Ressourcen. Durch die Erschwerung des Nahrungsmittelanbaus kann es in Zukunft weniger Essen geben. Anhand des Streits um Wasser, der im Konflikt zwischen Ägypten und Äthiopien entstanden ist, zeigte Lilly das Wechselspiel von Ressourcenverknappung und Konflikten auf. Danach schilderte sie, dass Konfliktforscher und Historiker auch zwischen Migration und Konflikten deutliche Verbindung erkennen. Diesen Zusammenhang machte Lilly anhand des Rohingya Zustroms nach Bangladesh deutlich. Abschließend zeigte sie auch die Verbindungen zwischen Migration und Ressourcenverknappung auf. Als Fazit stellte Lilly die These auf, dass der Klimawandel Konflikte in Zukunft antreiben wird. Sie warb dafür den Klimawandel einzudämmen, Krisen präventiv zu verhindern, schwache Länder zu unterstützen und Verantwortung zu übernehmen.

Mit eindrucksvollen Folien und einen eigenen Modell überzeugte Lilly die Zuschauer.
Auch präsentierte sie ganz frei.

Leider nicht vortragen konnten Nadine Stover (Das Frauenbild in A. S. Puschkins Erzählung „Der Postmeister) sowie Eva Gebbe (Rassismus in Schulbüchern). Beide hatten Stellwände vorbereitet, sodass sich die Zuschauer vor und nach der Veranstaltung sowie in der Pause einen Einblick in ihre Thematik verschaffen konnten.

Das Seminarfach ist fester Bestandteil der gymnasialen Oberstufe in Niedersachen. Dort sollen die Schülerinnen und Schüler lernen wissenschaftspropädeutisch zu arbeiten. Im zweiten Halbjahr von Klasse 12 müssen alle eine Facharbeit schreiben, in der in 12- 15 Seiten ein wissenschaftlich relevantes Thema selbstständig erarbeitet wird.

Abschlussworte von Martin Glosemeyer.

„Vielen Dank, dass sie heute Abend hier waren. Sie haben den Referentinnen und Referenten das Geschenk der Zeit gemacht. Zeit ist wohl das Wertvollste, was wir haben. Ich bin mir sicher, dass sie den Abend in guter Erinnerung behalten werden“, resümierte Martin Glosemeyer, der gemeinsam mit Markus Schmid die Moderation übernommen hatte, zum Ende der Veranstaltung.

Die Vortragenden und Moderatoren beim Abschlussfoto. Es fehlt Alexandra Alberti. Von links: Stina Köppen, Lilly Hoff, Theresa Degenhardt, Tim Litftin. Maja Schumacher, Martin Glosemeyer und Markus Schmid.

Ein großer Dank gilt Elias Ngyuen und Jens Brüggemann, die die Getränkeorganisation übernommen hatten sowie an die Helping-Hearts, die Snacks für die Ukraine-Hilfe verkauften. Und natürlich an Stefan Kemmer, der diese eindrucksvollen Bilder eines erlebnisreichen Abends festhielt. Der erste Seminarfachabend wird sicherlich allen in Erinnerung bleiben, weil er abwechslungsreich, mit überzeugenden RednerInnen und schick gestalteten Präsentationen versehen war. Auch das gemeinsame Beisammensein bis in die späten Abendstunden wurde von allen Beteiligten als sehr cool empfunden.

Die Helping-Hearts sorgten für Snacks. Eine tolle Aktion. Das Geld kommt der Ukraine-Hilfe zugute.
Gut besuchter erster Seminarfachabend.

Autor: Martin Glosemeyer

Bilder: Stefan Kemmer