Weg von eckigen hin zu organischen Linien – Kunst-LK stellt Landschaftsbilder aus

Insgesamt 18 Bilder präsentieren die Schülerinnen und Schülern aus dem zwölften Jahrgang seit vergangenem Donnerstag (2. November 2018) bis zum 11. November 2018 in der Kunsthalle Lingen einem größeren Publikum. Thematisch aus dem Kunstunterricht erwachsen, behandeln alle Schülerarbeiten das Thema „Landschaft“.

Alle Künstlerinnen und Künstler stellten sich zusammen mit (v.l.) Herrn Heuer, Frau Pannebäcker, Frau Behm, Direktorin der Kunsthalle, Frau Almandoz und Frau Nienau-Gielsdorf zum Gruppenfoto auf – zur Verabschiedung ihrer ehemaligen Kursleiterin und der Initiatorin der Ausstellung Frau Pannebäcker, die seit diesem Schuljahr am Euregio-Gymnasium in Bocholt unterrichtet.

Die Ausstellung mit dem Titel „Landscape“ eröffnete Frau Behm mit einer kurzen Ansprache, in der sie zunächst die jungen Künstler, deren Eltern und Lehrer herzlich begrüßte und sodann das Thema in die Kunstgeschichte einordnete. Sie verwies dabei auf die lange Tradition der Landschaftsmalerei selber. Angefangen im 18. Jahrhundert, wo Künstler wie Claude Lorrain eine ideale Landschaft mit Staffagefiguren aus der griechischen Mythologie auf die Leinwand gebracht hätten, habe dieses Genre um 1800 eine avantgardistische Art und Weise von Malerei hervorgebracht, die in der Natur ein Sinnbild für das von Gott Gegebene gesehen habe. Hierbei erinnerte Behm besonders an „Mönch am Meer“ von Caspar David Friedrich. Für die folgenden Jahrhunderte hob Behm jene Künstler hervor, die – im Kunstunterricht behandelt – so „Vor-Bilder“ für die Auseinandersetzung der Gymnasiasten mit dem Thema Landschaft gewesen seien. Neben dem Impressionisten Lovis Corinth, dessen „Walchensee Panorama. Blick von der Kanzel“ im Unterricht analysiert wurde, habe das Werk des dänischen Künstlers Per Kirkeby als Quelle der Inspiration gedient. All seinen Bildern seien nicht nur ihr expressiver Gestus und ihre Sinnlichkeit, sondern auch ein kontrollierter und reflektierter Arbeitsprozess gemein.

Dies könne ebenso für die Kunstwerke der Schüler gelten, wie Frau Pannebäcker im Anschluss ausführte. Denn zunächst habe jeder Schüler, jede Schülerin Landschaftsfotos von Naturorten bis hin zur Skyline von Städten gemacht, die alle nutzten, um sie dann wie Puzzle-Teile für ihr jeweiliges Bild zusammenzusetzen. Die so gefertigten Collagen seien dann zu Kompositionen mit Umrissen reduziert worden, die farbenfroh in einer „Werkstattarbeit“ innerhalb von drei Nachmittagen mit Acryl-Farben ausgemalt worden seien, nachdem die 80×100 cm großen HDF-Platten dreimal grundiert wurden.

Das Bild von Carina Wollert ist inspiriert von einem echten See, den sie in einem dunklen Wald fotografiert hat. Baum, Busch und Felsen – hier abstrakt umgesetzt – würden darauf zurückgehen.

Eine bekannte Landschaft zu entfremden, das hatte sich Mareike Brinker zum Ziel gesetzt – und zwar mit Farben, wobei der Baum im Vordergrund verhindere, dass die Flusslandschaft zu platt aussehe.

Im Ganzen ein Kotrast zur klassischen Landschaft sei ihr Werk, wie Miriam Wiersbitzki betont. Das geschehe durch die abstrakten vertikalen Streifen und den Einsatz von Farbe.

Von den ursprünglichen Fotografien – so Malerin Sarah Dia – seien noch die Ränder von den einzelnen Objekten zu sehen. Ihr sei es dabei wichtig gewesen, einige Elemente zu verfremden – wie die Büsche im Zentrum.

Leo Schröder folgte nach der Collage bei der Ausgestaltung seiner Eingebung; so stelle die von oben herunterreichende braune Struktur Bäume und Äste dar; die violette Fläche rechts erinnere an ein Lavendelfeld.

Am Anfang – so hebt Paul Fließ hervor – habe er geplant, das Bild nur gelb und blau zu malen. Dann sei ihm aber aufgefallen, dass es ein wenig kalt wirke, weswegen er unter anderem den roten Fleck ergänzt habe.

Der gelbe Baum im Vordergrund, ein pinker Fluss mittig, rote Bäume im Hintergrund – Sina Reimann unterstreicht mit ihrer Farbgebung ihre Absicht, eine abstrakte Landschaft zu schaffen, die aber durch die Bäume als solche noch erkennbar bleibt.

Nur der Kundige sieht’s auf den ersten Blick, die blaue Fläche oben ist die Skyline von Bremerhaven. Mit verarbeitet auch ein Bild aus Dana Gaidas Garten – sichtbar an den Umrissen ihrer Katze.

Dem Ems-Kenner fällt es gleich ins Auge: Eine Bild-Vorlage war der seitlich fotografierte Fluss selber; er sei nicht blau, sondern gelb gemalt worden, wie Kimberly Pirnath berichtet, damit er heraussticht, auch gegenüber den Bergen in Blau im Hintergrund.

Sina Barkmann zeigt mit ihrem Bild ohne Titel, wie stark sie ihre bildlich Vorlage abstrahiert hat. Denn der fast mittig gesetzte rote Kreis stelle einen See und das Dreieck die Umrisse eines Hauses dar. Alles vor den Ausläufern einer Bergkette.

Bei ihrem Bild – so Greta Wehem – habe sie viele Sachen spontan entschieden – besonders bei der Farbgebung. Hinter der blaue Wasserfläche liege eine kleine Insel.

Ihr Bild zeige keine Landschaft, die der Realität entspreche, so Marina Wehkamp. Vielmehr habe sie durch durch die Farben und durch verschiedenen Pinselstrich versucht, ihr Werk kontrastreich zu gestalten.

Das Bild von Romea Schnauber stellt eine Landschaft im Herbst dar, was sich besonders am orangen Baum im Mittelpunkt manifestiere, so die Künstlerin.

Laura Wilberts hat viel mit Farbe experimentiert, was man gut an den Rottönen im ,Himmel‘ oder an roten und blauen Flächen im Warm-Kalt-Kontrast sehen könne, so die Künstlerin.

Durch die veränderte Farbgebung sei ihre Landschaft – so Rebecca Rolfes – nicht mehr als solche erkennbar. Mit dem kleinen Boot bekomme das Bild eine Tiefenwirkung und werde nach hinten hin zum Meer wieder normal.

Dieses Bild – wie Laura Rohoff erklärt – stehe am Ende eines langen Überlegens und Probierens. Denn sie habe zunächst ganz andere Ideen gehabt und sei im Dialog mit Frau Pannebäcker und ihren Mitschülern dazu übergangen, das Bild zu überarbeiten: weg von eckigen hin zu organischen Linien.

Text und Fotos: Stefan Roters.