Ohne Landwirtschaft wird niemand satt! – Georgianer beim Europäischen Parlament

Im Zeitraum vom 8. bis zum 10. November besuchte ich zusammen mit zwei Mitschülerinnen im Rahmen einer Fahrt für Schülerredakteure des Europaabgeordneten Jens Gieseke das Europaparlament in Brüssel. Herr Gieseke hat die Plätze an verschiedene Schulen in der Region vergeben und berücksichtigte dabei auch unsere Schule mit drei Plätzen. Als mir die Teilnahme an der Fahrt angeboten wurde, habe ich zugesagt, weil ich es für eine gute Möglichkeit hielt die europäische Politik hautnah zu erleben. 

Ein Besuch im tagenden Umweltausschuss war eine wichtige Station in Brüssel.

Durch meinen direkten Bezug zu den Tätigkeiten von Herrn Gieseke, der unter anderem Mitglied im Umwelt- oder im Landwirtschaftsausschuss ist, erhielt ich eine weitere Motivation zur Teilnahme. Denn seit gut eineinhalb Jahren durchlebt die europäische Landwirtschaft eine existentielle Preiskrise. Insbesondere die Milchviehhalter und Schweinehalter trifft diese sehr stark – so auch meine Familie. Diese Krise wird von Branchenkennern sogar als die verheerendste der jüngeren Geschichte angesehen. Da Niedersachsen und auch das Emsland in großen Teilen vom primären Sektor geprägt sind, stellte sich mir als Sohn eines Landwirtes die Frage nach einer Mitverantwortung der europäischen Politik an dem aktuell vorherrschendem Preistief.

Während des Aufenthalts in Brüssel hatte ich nun die Gelegenheit, dem Europaabgeordneten Jens Gieseke einige Fragen zu der Problematik zu stellen.

Interviewrunde mit Jens Gieseke, MdEP, – mit dabei vom Georgianum: (v.l.) Hendrik Albers, Sophie Kösters und Annika Thiel.

Für Herrn Gieseke hat die EU zum Beispiel durch die Abschaffung der europaweiten Milchquote, welche die Menge der erzeugten Milch regelte, keine direkte Mitverantwortung an der Milchkrise. Die Abschaffung sei im Konsens von Politik, Handel und Interessenvertretung der Bauern beschlossen worden und sei somit vielmehr das Resultat einer fehlgeleiteten Beratung der Landwirtschaft durch Banken und Bauernverband sowie der daraus gefolgten Produktionssteigerung bei sinkender Nachfrage am Weltmarkt. Lediglich auf letzteres habe die EU durch ihre außenpolitischen Interessen in der Ukrainekrise und das darauffolgende Embargo für landwirtschaftliche Erzeugnisse Russlands negativ Einfluss genommen. „Außenpolitik determiniert auch Landwirtschaftspolitik“, stellte er folgend fest. Trotz keiner direkten Verantwortung der EU wolle er als Europapolitiker, ohne Nennung konkreter Maßnahmen, der Landwirtschaft helfen eine langfristige Perspektive zu schaffen.

Für mich haben sich während der Fahrt einige Fragen geklärt. Doch inwiefern die EU helfen kann, die Probleme eines ganzen Berufstandes zu lösen und die Attraktivität eines der wichtigsten Berufe für junge Leute zu erhöhen, blieb unklar. Denn eins steht fest: Ohne Landwirtschaft wird niemand satt.

Text: Hendrik Albers, Fotos: Büro Jens Gieseke