„im ewigen Schicksalswillen“ – Gedenkstunde zum Volkstrauertag

Aus Briefen von Wehrmachtssoldaten trugen am vergangenen Sonntag (13. November 2016) vier Schülerinnen unserer Schule im Rahmen der alljährlichen Gedenkstunde zum Volkstrauertag berührende Stellen vor. Zusammen mit dem Musikverein Holthausen-Biene und dem Bläserquintett des Lingener Kammerorchesters gaben sie so der Gedenkfeier in der Friedhofskapelle am Alten Friedhof einen überaus würdigen Rahmen.

Durch ihren Vortrag trugen die Georgianerinnen mit der Unterstützung von Herrn Zermann zur würdevollen Feier bei: (v.l.) Annika Thiel, Tessa Budde, Jule Uchtmann, Paula Scharrenbroich.

Angemessen in Auswahl und Vortrag wurden Zeugnisse der Zeit präsentiert, die die Zerrissenheit der Opfer des Krieges zwischen einer kaum noch zu existierenden Hoffnung und dem unausweichlichen Ende aufdeckten. Mit prägnanten Briefstellen wurden dabei den Zuhörern, Abordnungen der Lingener Schützenvereine und der Bundeswehr, verschiedene Perspektiven sichtbar gemacht: der Soldat, der nach seinem Heimaturlaub wieder zu seiner Einheit stößt, oder der Soldat, der in seinem letzten Brief aus Stalingrad seinen Angehörigen – beinah beruhigend – berichtet: „So weit menschenmöglich ist es mir gelungen, […] nicht drohenden Verzweiflungsgedanken zu verfallen. Wir haben uns tief in die Erde eingegraben, die wir so unendlich lieben.“ Einen weiteren Blick bezeugte der Satz: „Wir kamen nach Auschwitz.“ Auf der Rampe stehend, ebenfalls zwischen Leben und Tod, zwischen Arbeitslager und Gaskammer, verabschiedet sich eine Tochter endgültig von ihrer „Mutti“.

Pastor Thomas Burke spannte anschließend in seiner kurzen Ansprache den Bogen von den Erlebnissen aus dem Zweiten Weltkrieg zu den gefallenen deutschen Soldaten in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr und erinnerte an die Worte von Papst Johannes Paul II., dass Kriege immer eine Niederlage der Menschlichkeit seien.

Das Bläserquintett zeigte mit den ausgewählten Musikstücken ein sicheres Gespür dafür, den angemessenen Ton zu treffen: (v.l.): Sabine Eilers (Flöte), Maria Tilmann-Bürger (Oboe), Gaby Jansen (Klarinette), Gerhard Schulz (Fagott) und Lutz Beuing (Horn).

Vor der Kranzniederlegung am Mahnmal beschloss das Bläserquintett mit dem speziell für Bläser arrangierten Chorstück „Media vita in morte sumus“ (Mitten im Leben sind wir umfangen vom Arm des Todes) von Joseph Rheinberger die Feier in der Kapelle und brachte damit besonders sinnfällig die Zerrissenheit des Menschen zum Ausdruck, die auf der Erkenntnis fußt, wegen der Einmaligkeit und Endlichkeit des Lebens eingeschlossen zu sein –„im ewigen Schicksalswillen“ (Feldpostbrief aus Stalingrad).

Text und Fotos: Stefan Roters.